Wo die Pyrenäen das Mittelmeer küssen

Die französisch-spanische Grenzregion zwischen Port Vendres und L'Escala

Im vergangenen Jahr ging unsere Segelreise nach Osten, somit steht für dieses Jahr „Go West“ auf dem Programm. Wie bereits vor drei Jahren wollen wir Richtung Spanien reisen. Ziel unserer Reise ist die französisch-spanische Grenzregion zwischen Port Vendres und L'Escala. Wer wenig Zeit hat, kann in einer einzigen 100 sm langen Etappe den Löwengolf überqueren. Wir können uns für die Reise 4-5 Wochen Zeit nehmen und werden in kleinen Etappen zum Zielgebiet reisen. Dabei wollen wir alte Lieblingsorte besuchen und neue Lieblingsorte entdecken.
Reiseroute
Unsere Reise beginnt in diesem Jahr mit einer Besonderheit. Wir haben unsere Reisevorbereitung zweigeteilt, zu Ehren eines Familienmitgliedes wollten wir in den ersten Juni Tagen dessen Geburtstag in Deutschland mitfeiern. Somit waren wir bereits Mitte Mai in Port-Saint-Louis und haben unsere Bumble-Bee für die Reise vorbereitet. Wir haben alles gereinigt, Reparaturen erledigt, die Segel aufgezogen und bei einem Servicebetrieb die Montage einer neuen VHF Antenne und eines neuen Windex beauftragt. Beide sind ein Opfer der vergangenen Winterstürme. Mit einer kurzen Liste neuer und unerledigter Arbeiten sind wir zur Geburtstagsfeier zurück nach Deutschland gefahren.

 

Mit dem guten Gefühl, dass Geburtstagsfeier und Familienmitglied die Unterbrechung wert waren, sind wir am frühen Dienstagmorgen, den 4. Juni erneut Richtung Port-Saint-Louis gestartet, zuvor haben wir noch bei der Navy Service Capitainerie für den Folgetag den Lift reserviert. Die Fahrt zum Boot war ereignislos. Einziger Wermutstropfen, bei der Ankunft war weder Antenne noch Windex montiert. Somit sind wir am nächsten Morgen zuerst zum Handwerker. Die Begründung der französischen Firma unterscheidet sich nur in der Sprache von den deutschen Handwerkern, viel Arbeit, der Techniker hat geheiratet und ist jetzt in Urlaub. Kompromissangebot, wir können Übermorgen am 6. Juni nach der Mittagspause zum Port Napoléon kommen und ein Mitarbeiter wird Antenne und Windex im Masttop montieren, morgen und am Freitag ist es für den Hubwagen zu windig.

Donnerstag, der 6. Juni, kurz mal zum Nachbarhafen

Wir haben Glück, heute ist es einen Tag lang recht schwachwindig und der Techniker kann mit dem Hubwagen an unserem Masttop arbeiten. Derzeit bestimmen Tiefdruckgebiete im westlichen Mittelmeer das Wetter, gestern hatten wir starken Wind aus südlichen Richtungen, heute gibt es relativ wenig Wind und ab morgen soll es einen Tag lang aus Norden stürmen. Für diejenigen, die mit den Windverhältnissen im Löwengolf nicht sehr vertraut sind, will ich hier die Winddreher erklären. Ein Tiefdruckgebiet zieht derzeit von Nordspanien kommend über Südfrankreich Richtung Norditalien.

Wetterablauf beim Durchzug eines Tiefs
Wie die kleine Skizze zeigt, befanden wir uns gestern unter der Warmfront, heute befinden wir uns im Warmsektor vor der Kaltfront und ab morgen befinden wir uns hinter der Kaltfront. Zieht das Tief südlich der Alpen nach Osten, kommt der Wind nach der Kaltfront wie durch eine Düse von Norden entlang der Rhône. Wenn das Tief über Genua liegt und hinter dem Tiefdruckgebiet der Luftdruck stark ansteigt, wird der Nordwind zum Mistral und zur Geißel des Löwengolfs. Der Mistral hat jedoch im "Tramontana" eine verwegenere Schwester, die den Mistral oft als zahmes Lüftchen betiteln kann. In diesem Fall zieht ein Tief von den Balearen kommend Richtung Alpen. Der Wind des Warmsektors kommt nun aus Osten und der Wind hinter der Kaltfront aus Westen. Dieser Westwind wird durch die Pyrenäen verstärkt und abgelenkt. Beide Schwestern machen seit jeher den "Golf de Lion" zu einem stürmischen und gefürchteten Revier.
Moules-frites (Miesmuscheln mit Pommes frites)
Für die Wartezeit auf guten Segelwind können wir als besondere kulinarische Delikatesse in Port-Saint-Louis-du-Rhône Moules-frites, (Miesmuscheln mit Pommes frites) wärmstens empfehlen. Die Muscheln kommen hier auf direktem Weg frisch von der Aquakultur in den Kochtopf.

Pfingstsonntag, der 9. Juni: Die Passage der Rhône-Mündung ist kein leichter Auftakt

Unser Weg entlang der Kardinaltonnen

Der Start Richtung Westen beginnt mit einer langen Etappe. Der Weg zum ersten Hafen hinter der Rhône-Mündung (Saintes-Maries-de-la-Mer) beträgt mindestens 33 sm. Auf den ersten Seemeilen müssen zusätzlich tückische Sandbänke passiert werden. Wir stellen in diesem Bereich den Flachwasseralarm vor der Fahrt auf 5 m und halten uns außerhalb der Kardinaltonnen. Steuert man bei der ersten Kardinal-Nordbarke auf gerader Linie die nächste Kardinaltonne an, verringert sich unterwegs die Wassertiefe rapide. Obwohl der Seekartenplotter eine Wassertiefe von über 10 Meter angibt. Besonders bei der Passage der ersten Kardinal-Nordbarke halten wir uns in der Mitte zwischen Kardinaltonne und roter Fahrwassertonne.
 
Was ist zu Saintes-Maries-de-la-Mer zu sagen, es ist ein im Naturpark Camargue liegender Wallfahrtsort und großer Touristenrummel. Nach einer Überlieferung war Maria Salome mit Maria Kleophae und die schwarze Dienerin Sara-la-Kâli vor einer Christenverfolgung aus Israel geflohen und an dem Ort in Südfrankreich gelandet. Angeblich entdeckte man im Jahre 1448 Knöchelchen der heiligen Maria Kleophae und Maria Salome, was in der Folgezeit zu einem speziellen Marienkult führte. Bis heute finden jährlich zwei Wallfahrten statt, am 24. und 25. Mai zu Ehren der schwarzen Sara und Ende Oktober zu Ehren der Marien. Die schwarze Sara gilt als Schutzheilige der Gitans, das sind hauptsächlich spanischstämmige Roma. Wikinger und Sarazenen waren auch schon hier, auf einem ihrer Beutezüge zogen die Wikinger von hier die Rhône aufwärts bis in die Gegend von Valence. Die Sarazenen waren bescheidener, sie haben von hier aus nur Arles geplündert. Eine Plünderung der Souvenirläden lohnt sich heute nicht wirklich und so nutzen wir unseren Aufenthalt für Spaziergänge entlang des Étangs und der Küste.

Dienstag, der 11. Juni: Der Wetterbericht ist echt deprimierend

Über Westeuropa wüten nacheinander die Tiefs „Iwan“ „Jörn“ und „ Klaus“. Aus Deutschland berichten die Nachrichten von verheerenden Unwettern mit Tischtennisball große Hagelkörner. Auch wir bekommen noch die Auswirkungen zu spüren, gestern hatten wir den ganzen Tag Westwind mit 6 Windstärken, für uns unbrauchbarer Gegenwind. Ja und heute ist das Wetter noch bescheidener, es ist mittlerweile 18 Uhr und wir sitzen nun seit 10 Stunden mit Dauerregen im Boot und wärmen uns mit heißem Grog. Zum Regen ist es mit 16 Grad auch noch ungemütlich kalt. Am Abend lesen wir den Wetterbericht für die nächsten Tage und der Deutsche Wetterdienst zerstört jede Hoffnung auf eine grundlegende Besserung. Er schreibt zur Wetterlage: „Der westliche Mittelmeerraum steht durchgängig unter Tiefdruckeinfluss zunächst ausgehend von einem umfangreichen Tiefdrucksystem über Westeuropa, am Freitag dann durch ein Hitzetief, welches von der westlichen Sahara nach Südfrankreich zieht. Dabei kommt es zu gewittrigen Schauern und Winden bis 7 Beaufort“. Das bedeutet, wir haben morgen und übermorgen ein Wetterfenster für die Weiterfahrt, bevor es am Freitag wieder zur Sache geht. Ab kommenden Sonntag kann sich das Wetter beruhigen und den Weg zur Weiterfahrt freigeben. Eine stabile Hochdruckwetterlage mit geringen Luftdruckgegensätzen ist vorerst noch nicht erkennbar.

Mittwoch, der 12. Juni: Palavas-les-Flots, mit der Seilbahn über den Fluss

Aufwärmen im Windschatten der Sprayhood
Nach dem gestrigen Dauerregen war die Nacht ungewöhnlich kalt. Am Morgen hatten wir im Boot nur 15 Grad Celsius und die Außentemperatur haben wir aus unserem Gedächtnis gelöscht. Das zweitägige Wetterfenster für die weitere Reise nach Westen nutzen wir heute für die erste Etappe nach Palavas-les-Flots.
Obwohl es heute sonnig ist, haben wir uns vorsorglich für die warmen Offshore-Anzüge entschieden - es war eine sehr weise Entscheidung.
Der Fluss Lez, mit der Seilbahn im Hintergrund

Die Stadt Palavas-les-Flots liegt etwa 25 sm westlich Saintes-Maries-de-la-Mer. Hier mündet der Fluss Lez in das Mittelmeer, und in Ost-West-Richtung verläuft der Canal du Rhône à Sète durch die Stadt. Markanter Ansteuerungspunkt ist der 45 Meter hohe Wasserturm „Phare de la Méditerranée“. Er wurde zu einem Kongresszentrum mit Drehrestaurant umgebaut. Auch wenn der Hafen mit 1100 Liegeplätzen ein sehr ungemütlicher Großhafen ist, so ist der kleine Ort sehr schön. Zu beiden Seiten des Flusses gibt es viele einladende Restaurants und dann führt auch noch eine urige Seilbahn über den Fluss.

Donnerstag, der 13. Juni: Hop-Hop und weiter geht’s nach Sète

Yachthafen von Sète

Wir nutzen das heutige Wetterfenster für die 15 sm lange Etappe nach Sète. Dies ist unser erster Besuch, bisher sind wir immer mit Auto oder Boot vorbeigefahren. Wir freuen uns auf die Besichtigung, das „Klein-Venedig des Languedoc“ wurde uns sehr empfohlen. Die Hafenstadt Sète liegt auf einer schmalen Landzunge zwischen dem Mittelmeer und der 18 km langen Lagune Étang de Thau. Damit ist Sète praktisch von allen Seiten von Wasser umgeben. Im Revierführer (BLOC MARINE) steht, dass die westliche Einfahrt für Yachten vorgesehen ist. Bei der Passage der östlichen Haupteinfahrt sei eine Anmeldung über Kanal 12 und die Freigabe durch den Hafenmeister des Handelshafens erforderlich. Die Anmeldung ist uns zu kompliziert, somit wählen wir freiwillig die westliche Einfahrt. Hier in Sète wollen wir warten bis die Wettergötter uns eine gemütliche Weiterfahrt nach Westen bescheren.

Freitag, der 14. Juni: Schlechtwettertag in Sète

Herrlich wie das spritzt

Wie vor drei Tagen vom Deutschen Wetterdienst vorhergesagte ist ein Hitzetief von der westlichen Sahara kommend heute in Südfrankreich eingetroffen und es beschert uns gewittrige Schauer mit Wind. Wir nutzen den Tag für unseren Wocheneinkauf und für eine Stadtbesichtigung, die wir heute auf das Zentrum der Stadt, den Canal Royal und das Quartier „Haut“ beschränken, das sich am Stadthügel entlangzieht. Den 183 Meter hohe Stadthügel Mont Saint-Clair am südlichen Stadtrand schenken wir uns, auch wenn er vom Gipfel eine schöne Panoramaaussicht bieten soll. Mehr fasziniert uns die Altdünung, die beim Aufprall auf Hafenmauer und Felsen wunderschön spritzt. Wie im Logbucheintrag vom 6. Juni beschrieben, weht der Wind des Warmsektors aus Osten und der Wind hinter der Kaltfront aus Westen, wenn ein Tief von den Balearen kommend Richtung Alpen zieht. Dieser Ostwind der Warmfront hat im Bereich Marseille und Rhône-Mündung meterhohe Wellen aufgetürmt, die hier als Altdünung auf die Felsen prallen.

Sonntag, der 16. Juni: Gruissan ist für uns ein Muss

Liegeplatz am Quai du Ponant

Bei der Mallorca und Spanien Reise vor drei Jahren haben wir Gruissan in der Liste unserer Lieblingsorte aufgenommen, damit ist klar hier können wir nicht vorbeifahren. Als wir bei der Anmeldung in der Capitainerie den Wunsch 3-4 Tage zu bleiben äußern, wurde uns ein schöner Liegeplatz am Quai du Ponant zugewiesen. Ein Tag später hat ein Ehepaar aus Stuttgart angelegt, sie wollen direkt eine Woche bleiben. Wir nutzen die Tage für einen Marktbesuch in Gruissan-Village, für eine Wanderung rund um den Étang de Gruissan, für einen Badetag an den Stränden des Étang du Grazel und natürlich zum Putzen und Auffüllen der Vorräte. Der historische Stadtkern Gruissan-Village, dessen Häuser sich kreisförmig um die alte Burganlage winden ist urgemütlich und voller Leben. Die Burganlage hat im 14. Jahrhundert den Hafen von Narbonne geschützt. Vom Hafen ist nichts mehr übrig, und auch von der Burg steht nur noch die Ruine des Tour Barberousse.

Freitag, der 21. Juni: Gewitterpause in Port Leucate

Gestern hatten wir Gruissan verlassen und liegen nun den zweiten Tag im Hafen von Port Leucate. Viele werden fragen, warum verbringt man zwei Nächte in Port Leucate, dazu gibt es doch wirklich keinen Grund. Einfache Antwort, das Wetter ist immer noch nicht berauschend. Bei der kurzen Etappe von Gruissan nach Leucate (18 sm, maximal 4 h Fahrtzeit) hatten wir gestern eine „orange“ Gewitterwarnung für den Nachmittag, somit konnten wir gut den nächsten Hafen vor dem Gewitter erreichen. Für heute verkündet der Wetterbericht eine „rote“ Gewitterwarnung ab 18 Uhr, aber als sich nach dem Frühstück bereits dunkle Wolken über den Pyrenäen zeigten, war uns klar, die Gewitter kommen viel früher. Wir haben recht behalten, bereits beim Mittagsspaziergang mit Charlie sind wir bis auf die Knochen nass geworden.

Hafen von Leucate

Auch wenn Port Leucate nicht unser Ding ist, so ist das alte Leucate selber sehr schön. Der Name „Leucate“ ist abgeleitet von den hellen Kalksteinklippen der Steilküste, die uns bei der Ansteuerung, wie auch schon den antiken griechischen Seefahrern als Orientierung dienten. Leukos heißt auf griechisch 'weiß'. Heute ist Tourismus und Weinbau die Haupteinnahmequelle, hier wird der AOC Fitou und der AOC Corbières angebaut. Selber kennen wir Leucate aufgrund seiner guten Surfwetter-Lage schon seit vielen Jahren. Bevor wir zum Segler mutierten, haben wir viele Jahre als Windsurfer Europa bereist. Weil hier sehr oft ein kräftiger Wind weht, besonders bei einer Tramontana-Wetterlage, ist der flache Étang de Leucate für erfahrene Windsurfer ein ideales Sportgebiet.

Samstag, der 22. Juni: Portbou, wir sind in Spanien

Hauptstrand Platja de Portbou
Letzte Nacht sind die letzten Gewitterzellen nach Norden gezogen und heute schreibt der Deutsche Wetterdienst zur Wetterlage: “Ein Tief über dem Taurus ändert sich nur wenig. Sonst sind die Luftdruckunterschiede im Mittelmeer gering und damit die Winde meist schwach bis mäßig ausgeprägt.“ Die Wetterlage hat sich endlich von der bisherigen Dominanz der Tiefdruckgebiete zum ruhigen Sommerwetter umgestellt. An den Küsten erwarten wir am Nachmittag die lokalen thermischen Seewinde und schönes Badewetter.
Badetag in Portbou
Wir sind doch Glückskinder, mit Portbou haben wir unsere Zielregion erreicht und das Wetter stellt sich gleichzeitig auf Sommer-Sonne-Badewetter um. Der Ort Portbou liegt unmittelbar an der spanisch-französischen Grenze am südlichen Ende des Löwengolf. Von Norden kommend heißt das hinter der "Punta de l'Odell" nach rechts zwischen die Felsen abbiegen. Morgen am Sonntag wollen wir mit unserem Dingi zum Baden an einen der kleinen Strände fahren, in der Bucht befinden sich neben dem Hauptstrand Platja de Portbou auch mehrere kleine Kiesstrände.

Montag, der 24. Juni: Port Lligat, der erste kleiner Ort nach dem Cabo Creus

Das Bojenfeld in Port Lligat

Heute sind wir um die Ecke nach Port Lligat gefahren. Wobei die Ecke das seit jeher für die Seefahrt besonders wichtige Cap de Creus ist. Das Cap ist der letzte Ausläufer der Pyrenäen und zugleich der östlichste Punkt der iberischen Halbinsel. Port Lligat ist von Norden kommend nach dem Cabo Creus der erste kleine Ort. Die einmalige Landschaft wurde 1998 zum Naturpark ernannt, wobei durch den Park Wasser- und Landflächen geschützt sind. Die atemberaubende Landschaft und Lage von Port Lligat hat auch Salvador Dalí fasziniert. Er wohnte seit 1948 mit seiner Frau Gala in Port Lligat und nicht im benachbarten Cadaqués. Sein Haus wurde nach seinem Tod 1989 zum Casa-Museu Salvador Dalí umgewidmet.

Wir wurden als 33 ft Yacht eingestuft
Wie im benachbarten Cadaqués sind für Yachten nicht ganz preiswerte Bojen ausgelegt. Als kleines Bonbon ist im Liegegeld ein kostenloser Shuttle-Service eingeschlossen. Wir werden auf Anforderung am Boot abgeholt zum Steg gebracht und vom Steg zurück zum Boot gefahren. Als kleine Zweipersonen-Crew bevorzugen wir in der Regel eine Boje. An der Boje können wir gemeinsam das Boot verlassen und sind sicher, dass niemand zu dicht neben uns ankert, seine Kette auf unseren Anker legt oder unseren Anker mit einem chaotischen Manöver herausreißt. Am Nachmittag nutzen wir den Shuttle-Service und wandern nach Cadaqués.

Dienstag, der 25. Juni: L'Escala, wir müssen noch Anchovis kaufen

Das Bad wird erst nach Bezahlung mit reichlich Brot freigegeben

Heute wollen wir quer über die Bucht von Roses nach L'Escala fahren. Dabei können wir uns mit dem Start ruhig viel Zeit lassen, was praktisch ein vormittägliches Bad im Meer erlaubt. Erstens ist es nicht sehr weit und zweitens haben wir die vor wenigen Tagen herbeigesehnte ruhige Wetterlage mit geringen Luftdruckgegensätzen. Wenn es Wind zum segeln geben sollte, dann kommt er erst mit zunehmender Thermik zur Mittagszeit. L’Escala kennen wir schon von unserer ersten Spanienreise und die malerische Altstadt wird das Ziel unseres abendlichen Restaurantbesuchs. Für den Tag steht die Benutzung der Hafen-Waschmaschine ganz oben auf dem Programm. Morgen wollen wir im Parc Natural del Montgrí etwas wanden, es führt ein sehr schöner Weg direkt vom Hafen an der Küste entlang. Ja und dann müssen wir auch noch einkaufen. Wir können die Anchovis aus L’Escala sehr empfehlen. L’Escala ist bekannt für seine qualitativ hochwertigen Anchovis, die in kleinen Fischfabriken innerhalb der Gemeinde verarbeitet und im Ort verkauft werden. Ein alternatives Tagesprogramm wären die sehenswerten Reste der griechischen Hafenstadt und den späteren römischen Überresten von Empúries, aber die kennen wir bereits.

Donnerstag, der 27. Juni: Wir sind wieder in Port Lligat

Bei der derzeitigen Hitze ist der schönste Platz im Wasser

Die Tage sind mittlerweile unerträglich heiß und so wollten wir nach erster Planung von L'Escala in die nur 2 sm entfernte Cala Montgó fahren und dort für 1-2 Tage ankern und baden. Die Cala Montgó ist eine der schönsten Buchten der Costa Brava. Die von Pinienwäldern eingesäumte Bucht ist wegen ihrer einzigartigen und für die Costa Brava so typischen Landschaft bekannt. Hingefahren sind wir auch, aber die ruhigen Plätze der Bucht waren bereits mit dichtstehenden Bojen bestückt. Vor drei Jahren lagen die Bojen noch an Land und viele Bojen hatten damals als Anker einen mit Zement gefüllten Haushaltswassereimer. Heute sind wir zwei Kreise gefahren und haben keine geeignete Stelle für unseren Anker gefunden. Entweder war das Wasser tiefer als 15 m oder unter uns lag ein Seegrasfeld, oder der Platz war von den Wellen sehr unruhig. Für einen nachmittäglichen Badeaufenthalt ok, für die Übernachtung ungeeignet. Kurzentschlossen sind wir quer über die Bucht von Roses zurück zum Port Lligat gefahren und haben erneut an einer Boje festgemacht. Hier sind nun zwei Badetage angesagt. Die Hitze lähmt alle anderen Aktivitäten, im Boot bleibt das Thermometer bei 38 Grad stehen und im Cockpit messen wir unter dem Tisch 42 Grad. Bordhund Charlie will auch nur noch früh am Morgen und spät am Abend an Land. Straßen und Wege sind tagsüber zu heiß für seine Pfoten.

Samstag, der 29. Juni: Port de la Selva, ein kleines Fischerdorf, das seine Ursprünglichkeit bewahren konnte

Das Cap Creus präsentiert sich heute wie ein harmloser Entenreich
Als unseren letzten Hafen in Spanien haben wir uns den kleinen Ort Port de la Selva ausgesucht. Die Bucht von Port de la Selva bildet ein natürliches Hafenbecken und ist durch die sie umgebenden Berge vor den Nordwinden relativ gut geschützt. Mit dieser Fahrt passieren wir das Cap Creus nun zum sechsten mal und das Cap präsentiert sich heute wie ein harmloser Ententeich. Nachdem wir die Hafeneinfahrt passiert haben werden wir von Hafenpersonal an den Gästesteg gelotst. Beim Stadtrundgang sind wir begeistert, Port de la Selva hat es geschafft seinen Charme als kleines Fischerdorf bis heute zu bewahren. Kleine, weiße Häuser schmiegen sich eng aneinander und der Fischfang ist allgegenwärtig.

Auf einer Höhe von 500m liegt über Port de la Selva das mittelalterliche Kloster Sant Pere de Rodes. Wir hätten gerne das Kloster besichtigt, aber die Tage sind derzeit für uns und Bordhund Charlie zu heiß. Wir streichen die Besichtigung für diese Reise. Damit haben wir einen guten Grund, noch einmal herzukommen. Um das Kloster ranken sich zwei spannende und im Dunkeln der Zeit verborgene Legenden. Die erste Legende spricht von einem großen weißen Tempel, der sich auf einem küstennahen Gipfel erhob und von dem nahende griechische und römische Seefahrer aus weiter Entfernung gesehen wurde. Ursprünglich war der Tempel der Pirene geweiht, einer iberischen Muttergottheit nach der die Pyrenäen benannt wurden. Die Griechen und Römer setzten diesen Kult fort, aber unter dem Namen von Aphrodite und später dann Venus. Das Heiligtum soll vergleichbar mit „Delphi“ gewesen sein. Man pilgerte hierhin, um Orakel einzuholen. Von dem Tempel soll auf wundersame Weise eine einzige heidnische Säule im Kloster Sant Pere de Rodes erhalten sein.

Die zweite Legende betrifft das Kloster selber. Nach der Legende flohen im 6. Jahrhundert Mönche angesichts einer germanischen Bedrohung aus Rom an die katalanische Küste. Sie hatten dabei Reliquien des heiligen Petrus mitgenommen, um sie in Sicherheit zu bringen. Sie versteckten die Reliquien in einer Höhle, über der später Sant Pere de Rodes errichtet wurde. Dort verehrte man Kopf und rechten Arm des Apostels Petrus und andere „heilige“ Gegenstände. Diese angeblich vorhandenen Reliquien führten dazu, dass das Kloster im Mittelalter ein viel besuchter Wallfahrtsort war. Dessen Besuch, zeitweise laut päpstlichem Erlass, dieselben geistlichen Vorteile brachte wie der Besuch der Apostelgräber in Rom. Dieser kleine Ausflug in die Welt der Legenden soll nur eure Neugierde wecken, wir müssen hier unbedingt wieder hin und dann legen wir auch in unserem neuen Lieblingsort Port de la Selva an.

Montag, der 1. Juli; Port Vendres, zurück in Frankreich

Einfahrt in den Naturhafen von Port Vendres

Heute fahren wir nach Port Vendres, unsere letzte Station im Zielgebiet dieser Reise. Nach Port Vendres beginnt der Heimweg entlang des Löwengolfs. Port Vendres liegt am südlichsten Abschnitt der französischen Mittelmeerküste, und ist noch von den Hügeln der auslaufenden Pyrenäen umgeben. Die Einfahrt in den Naturhafen von Port Vendres ist nicht ganz so spektakulär wie Bonifacio (Korsika), aber um vieles schöner als die Einfahrt der anderen Häfen auf dieser Reise. Wenn nicht ein Teil des Naturhafens ein Handelshafen wäre. In Port Vendres legen auch Kreuzfahrt-, Kühlfracht- und Containerschiffe an. Und wie unser Glück nun mal ist, werden wir kurz vor Port Vendres von einem Containerschiffe überholt, das dann im Zeitlupentempo im Hafen gedreht wird, bevor es natürlich auch in Zeitlupe, am Handelskai anlegt. Eine halbe Stunde lang mussten wir kreisen, bis der Weg zum Yachthafen frei war. Das Containerschiff bedeutet doppeltes Unglück, jeden Morgen um 6:00 Uhr knattern Motorräder, oder es rumpeln Busse, LKW und Autos zum Handelshafen. Nach wenigen Minuten ist die Ruhestörung vorbei und es ist erstaunlich wie ruhig und geradezu romantisch die Atmosphäre für den restlichen Tag im Hafen ist. Port Vendres ist eine schöne und lebendige Stadt, die uns gut gefällt, am Hafenbecken erinnern historische Schwarz-weiß-Fotografieren an vergangene Zeiten der Schifffahrt von Port Vendres, das einst Griechen im 6. Jh. vor Chr. als „Hafen der Venus“ gegründet hatten.

Mittwoch, der 3. Juli; Gruissan, wir müssen noch zur Tanke

An der Tanke gibt es Normal = Vin de Pays de l'Aude, Super = Corbières und Diesel = Muscat

Wie schon gesagt, wir können an Gruissan einfach nicht vorbeifahren und dann müssen wir unbedingt noch einmal zur Tanke. Auch diesmal wollen wir ein paar Tage bleiben und erhalten im Hafenbüro den gleichen Liegeplatz wie zuvor. Das trifft sich gut, denn die Tanke (La Cave de Gruissan) liegt nur wenige Schritte vom Liegeplatz entfernt. Am Boulevard de la Corderie betreibt die Kellerei von Gruissan einen Shop. Hier kann man die breite Palette der in Gruissan erzeugten Weine verkosten: Muscat, AOC Corbières und Vin de Pays de l'Aude. Der Shop bietet neben einer guten Auswahl lokaler Weine und sehr speziellem Sekt auch einige lokale Delikatessen an. Den Wein gibt es in Flaschen oder direkt aus dem Tank für einen fairen Preis und in guter Qualität. Man bringt entweder seinen eigenen Kanister mit oder kauft einen leeren Behälter im Shop. Einen Hauch von Berühmtheit erhält das Weinbaugebiet Gruissan dadurch, dass der Schauspieler Pierre Richard hier sein Weingut unterhält. Die Rebflächen der Gemeinde sind Teil der Herkunftsbezeichnung Corbières. Neben dem Auffüllen unserer Weinvorräte werden bewegungsintensive Aktivitäten von der Hochsommerhitze etwas gedämpft. Am frühen Vormittag zum Markt und Bäcker, am Tag mit dem Beiboot zu den Stränden des Étang du Grazel und am Abend schauen wir bei einem erfrischenden Glas Rosé den trainierenden Ruderern zu.

Samstag, der 6. Juli; Cap d'Agde, auf halber Strecke zwischen Rhône und spanischer Grenze

Unser Liegeplatz bei der Capitainerie und Tankstelle

Als letzten uns unbekannten Hafen und Ort steuern wir heute Cap d'Agde an. Auf der Hinfahrt hat uns seine Lage und Umgebung interessiert. Zum einen gibt es in Cap d’Agde kilometerlange Sandstrände, zum anderen aber auch die Basaltklippen des Kaps und der vorgelagerten Insel „Île de Brescou“, auf der das Fort de Brescou thront. Wie könnte es auch anders sein, die alten Gemäuer dienten früher einmal als Gefängnis. Ursprünglich war Cap d’Agde von Kardinal Richelieu als Hafenstadt von Agde geplant. Unser Weg führt uns außen um die Île de Brescou herum und durch den Vorhafen zur Capitainerie. Hier beginnt dann auch unsere Enttäuschung, für das fahrende Volk gibt es zwei kleine Schwimmstege in der Durchfahrt zum Hafen. Laut, Motorbootwellen und unendlich weit vom eigentlichen Ort entfernt. Am Nachmittag sind wir, vorbei an gewaltigen Apartmentanlagen, bis zum hinteren Hafenbereich gelaufen. Sagen wir es einmal positiv, während der Saison ist Cap d'Agde vom Tourismus geprägt. Außerhalb der Saison könnte Cap d’Agde ein ruhiger Ort sein, an dessen Küsten man sich entspannen und erholen kann. Aber jetzt im Juli wollen wir weder das kleine Meerwasser-Aquarium noch das Fort de Brescou besuchen oder am Strand baden, wir wollen nur weiterfahren.

Sonntag, der 7. Juli; Frontignan Plage, ein schöner kleiner Badeort

Am Abend haben die Tagesgäste den Kai verlassen

Frontignan liegt nur wenige Seemeilen nördlich von Sète. Die eigentliche kleine Stadt liegt im Hinterland am Rhône-Sète-Kanal. Wir legen heute nach einer kurzen Fahrt in Yachthafen von Frontignan Plage an. Gäste liegen hier mit der Längsseite am Kai vor der Tankstelle und das freundliche Hafenpersonal fährt uns mit dem Hafenboot zur Capitainerie. Die uns nach der Anmeldung eine dicke Mappe mit Informationen zu Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen übergibt.

So geht's bei der Hitze, im Schatten den nassen Pelz trocknen

Leider stellt unser Thermometer wieder neue Rekorde auf, mit 38 Grad im Boot ist es für größere Aktivitäten zu heiß. Bordhund Charlie will erst nach Sonnenuntergang die Hunde-Facebook-Einträge schnüffeln und tagsüber nur auf kürzestem Weg zum Strand und nach dem Bad seinen nassen Pelz im Schatten trocknen.

Montag der 8. Juli; Port-Saint-Louis-du-Rhône, wir machen uns auf den Heimweg

Der heutige Wetterbericht stellt uns vor die Wahl, entweder sofort mit moderatem Rückenwind Nonstop die 58,4 sm bis Port-Saint-Louis-du-Rhône zu fahren oder an einem Zwischenziel drei Tage auf günstigen Wind zu warten. Morgen soll es Gegenwind und dann für zwei Tage Mistral geben.

Alles klar für den Hubwagen und der Auswasserung

Wir wählen die erste Option, 7:00 Uhr aufstehen, Kaffee kochen und danach sofort ablegen. Der heutige Rückenwind ist schon was Feines, 10 Stunden und 30 Minuten nach dem Ablegen waren am Navy Service Kai alle Leinen fest und der Motor abgestellt. Für die nächsten Tage beginnt der lästige Teil der Reise, Putzen, Aufräumen, Segel, Bimini und Sprayhood bergen, Koffer und Taschen packen und alles im Auto verstauen.

Hummelfütterung mit Honig
Daneben gibt es noch ein schönes Naturerlebnis von der Fahrt zu berichten. Etwa 8 sm hinter Frontignan, als der Abstand zur nächsten Küste maximal war, ist eine dicke Hummel in unserem Cockpit gelandet. Lange saß das Tier regungslose im Cockpit, es war wohl vom langen Flug über das Meer entkräftet. Wenn man schon mit einer Segelyacht Namens Bumble-Bee (engl. Bezeichnung für Hummel) unterwegs ist, dann ist es eine Pflicht dem Tier zu helfen. Zuerst hat sie einen Tropfen Honig gierig aufgesaugt. Danach ein längeres Schläfchen unter unserer Sprayhood eingelegt und als wir dicht an der Rhonemündung vorbeifuhren, hat sie uns noch ein Hummel-A-A hinterlassen und ist Richtung Land abgeflogen – guten Flug kleine Bumble-Bee.

Freitag, der 12. Juli; Zurück nach Deutschland

Frankreich, so wie wir es lieben

Die letzten Tage waren arbeitsreich, aber wir waren fleißig und konnten alle Arbeiten schnell erledigen. Wir hatten sogar noch Zeit für einen letzten Badenachmittag am Plage Napoleon und ein letztes Abendessen in Port-Saint-Louis-du-Rhône. Am Stadthafen zeigt sich Frankreich, so wie wir es lieben. Auf einem Platz vor dem Hafenbecken sind L-förmig Restaurant-Container und davor lange Tischreihen aufgestellt. Ab 19:00 Uhr werden in den Containern die unterschiedlichsten Speisen zubereitet. Das Spektrum reicht von Austern über Pizza bis zu Waffeln mit Schokocreme. Jeder holt sich für einen fairen Preis sein Abendessen oder nur ein Getränk und sucht sich einen freien Platz an den Tischreihen. Das war am gestrigen Abend ein schöner Ausklang unserer Reise.

So ein Sauwetter

Heute sitzen wir im Auto und fahren noch vor dem Wochenende zu unserem Haus in Deutschland, am kommendem Sonntag ist Nationalfeiertag. Vor 230 Jahren  haben am 14. Juli die Franzosen die Bastille gestürmt, heute beginnt mit dem 14. Juli in Frankreich der Sturm der Urlaubsregionen. Wir nutzen die lange Heimfahrt, um unser Resümee zu ziehen. Es war wieder eine sehr schöne Reise und wir haben mit: Sète, Gruissan, Port Lligat, Port de la Selva und Port Vendres, alte und neue Lieblingsorte kennengelernt, die wir gerne wieder besuchen wollen. Wobei: Saintes-Maries-de-la-Mer, Palavas-les-Flots, Portbou, La Escala und Frontignan, jederzeit ein gutes Etappenziel sind. Nur das Wetter in Mitteleuropa hat ein hohes Verbesserungspotenzial, in Luxemburg gießt es in Strömen und nur wegen dem günstigen Dieselpreis (1,04€/L) halten wir kurz an.

 

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© Christine und Rainer Klotz